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05.03.2014 13:06

Ausweitung der Kampfzone

Noch dominieren gedruckte Displays Shops und Einkaufsmeilen. Doch Digital Signage hat den Wettbewerb um die Aufmerksamkeit des Kunden in eine neue Phase treten lassen. Jetzt legen Drucktüftler mit originellen Lösungen nach.

Er ist eines der letzten Reviere, in denen Gedrucktes noch den Anspruch hat, Primärmedium zu sein: der Handel. Während anderswo elektronische Medien die Aufmerksamkeit der Nutzer durchau erfolgreich absorbieren, vertraut der Handel nach wie vor der Wirkung von Print – auch direkt in den Shops. Aber auch hier macht langsam Digital Signage der gedruckten Displaywerbung Konkurrenz. Das Argument ist stets das Gleiche: die Aufmerksamkeit der Konsumenten kann durch Bewegtbild eher erreicht werden als durch statischen Druck. Unlängst hat das gar eine Studie der GfK nachgewiesen: Um 12,5 Prozent mehr Umsatz können über digitale Displays beworbene Waren demnach im Vergleich zu Produkten erzielen, für die bloß über gedruckte Displays getrommelt wird.

Das sollte überzeugen. Nein. Sollte es doch nicht. Denn Gedrucktes muss nicht statisch, nicht erwartbar sein. Gedrucktes kann überraschen. Und bewegen. 4c präsentiert die fünf besten Ideen für Print-Zaubereien.

1 Lichtwand

Das Mailänder Künstlerduo Carnovsky entwickelte eine RGB-Tapete, besonders bekannt die mit Tiermotiven mittelalterlicher Kupferstiche. In Yellow, Magenta und Cyan sind sie übereinander auf Tapetenbahnen gedruckt. Bei gewöhnlichem Tageslicht erscheint das Bild durchaus unstrukturiert. Wird es aber mit einem roten, grünen oder blauen Farbfilter beleuchtet, wechselt die Tapetenwand ihre Gestaltung und zeigt das jeweils zur Lichtfarbe passende Motiv.

Carnovsky hat auch schon Shops der Modemarke Italia Independent mit der Tapete ausgestattet und würde das auch wieder für Geschäfte tun - wenn das Konzept stimmig ist. Denn in erster Linie sieht man sich in Mailand als Künstler und Designer, nicht als Werber oder Raumausstatter. „Wir wollen keine Logos auf unserer Kunst. Grundsätzlich sind wir aber dafür offen, Möglichkeiten zu diskutieren und etwas nach Anforderung zu designen“, erklärt Carnovsky-Mitglied Francesco Rugi mit künstlerischem Selbstverständnis. „Aber nur, wenn wir in das Thema interessiert sind und wenn wir frei darin sind, unsere Kunst auszudrücken.“

2 Blütezeit

Gar nicht wasserscheu sind Aufkleber, die etwa an Wänden zu Orchideenbildern erwachsen. Man geht wie üblich in die blanke, gekachelte Dusche. Die ist mit Aufklebern ausgestattet, die mit wasserempfindlicher Tinte bedruckt wurden. Sobald diese Aufkleber mit Wasser in Berührung kommen, wachsen die Orchideen auf ihnen. Entwickelt wurde das von der Agentur JWT Singapore für die Duschcreme Lux „Magic Spell“, die sinniger Weise nach den exotischen Blumen duftet. Im einschlägigen Fachhandel können die Aufkleber unter Umständen zu blühenden Geschäften verhelfen. 

3 Hörig

Regalstopper können nicht nur wackeln. Sie können auch sprechen. Dem POS-Druckerzeugnis eine multisensorische und überraschende Dimension gibt der Spezialist Audio Logo aus dem deutschen Ummerstadt. Dort entwickelte man zum Beispiel für Maggi und deren Gewürzsauce Chakalaka einen Regalstopper, der mit Musik und einem Audio-Logo die Emotionen und den Geschmack Afrikas an den Point of Sale überträgt. Die Ton-Aktivierung erfolgte über einen Bewegungsmelder.

4 Räumlich

Für die New Yorker Full-Service Druckerei Unicorn Graphics ist mehr oder weniger alles bedruckbar. Sie produziert Portraits, es könnten auch Logos oder Produkte sein, die auf Materialien wie Klebeband, Fliesen und Holzstücke gedruckt sind. Der Auftraggeber wird bei der Wahl des Trägermaterials kaum eingeschränkt. Kein Zweifel: Die Ergebnisse sind außergewöhnlich und können in Verbindung mit dem passsenden Produkten und Bildern starke Botschaften senden. Das Druckverfahren des Unternehmens taugt für unkonventionelle Oberflächen, überwindet größere Höhenunterschiede und erreicht auch auf unebenen und offenporigen Oberflächen eine beachtliche Farbbrillanz. Unicorn Graphics betrachtet das Drucken als Kunstform und nennt das inhouse entwickelte Verfahren „räumliches Drucken“.

5 Lichtorgel

Ausgezeichnet wurde die eigentlich simple Idee schon bei der Viscom 2012 mit einem “Best of”-Award für audiovisuelles Marketing: Matthias Echelmeyer, Chef von I Look Innovations im deutschen Hemer, integriert kleine LED-Leuchten in Druckprodukte. Zum Launch seines Kleinwagens “Up” hat Volkswagen 10.000 LED-Karten dem detuschen Nachrichtenmagazin “Der Spiegel” beilegen lassen. Beim Drücken auf einen Start-Button leuchteten die Scheinwerfer des Autos für fünf Sekunden auf. Danach bildeten mehrere kleinere LED-Leuchten am Kühlergrill des abgebildeten „Up“ einen weiteren Lichteffekt. Zehn Sekunden dauert der kleine Spaß um das kleine Auto insgesamt. Inzwischen hat I Look Innovations solche LED-Karten auch als Aufsteller für Shops entwickelt. 

 

Ingo Woelk 

(4c Printausgabe 1/2014)

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