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Verpackung

18.03.2013 14:36

Neue Nähe

Je kürzer der Weg vom Produzenten zum Supermarktregal ist, desto beliebter sind Lebensmittel neuerdings. Die Verpackungshersteller wissen damit noch nicht so recht umzugehen.

Bio SupermarktRegionalkanal: in den Supermärkten werden immer öfter regionale Produkte angeboten – eine echte Herausforderung für Verpackungshersteller. © Fotolia.de

Ja, natürlich, zurück zum Ursprung, sagt der Hausverstand. Und er wird immer lauter, ist in jedem Supermarkt vernehmbar: der Konsument schöpft mehr Vertrauen in jene Produkte, die aus der Umgebung stammen, nicht aus fernen Regionen. Das regionale Cocooning beim Einkaufen hat durchaus bemerkenswerte Auswirkungen auf die Verpackung: „Es stärkt die Position von Kartonverpackungen. Die Konsumenten wünschen ein Produkt, das im Einklang mit der Natur hergestellt wurde. Hier hat der Produzent um die Ecke einen klaren Vorteil gegenüber dem anonymen Massenhersteller“, erklärt Roland Rex, Präsident von Pro Carton. „In der Pharmaindustrie, in der Faltschachteln als bekannteste Verpackung eingesetzt werden, kennt man dieses Phänomen schon lange. Mit neuen Fertigungsverfahren wie dem Digitaldruck können Verpackungen dann sogar versioniert bis hin zu personalisiert werden“, so Roland Rex.

Farbfehler

Die Verschränkung von regionalen Produkten und der Bevorzugung von Kartonverpackungen könnte eigentlich eine ausgesprochen gute Nachricht für die Hersteller von Kartonverpackungen sein, ist es aber eben nur bedingt. Die Struktur der Auftraggeber ändert sich, die Technologie kann diesem Wandel kaum folgen. „Es gibt mehrere Probleme. Wenn die Landwirte damit beginnen, selber zu vermarkten, dann sind logischerweise die Losgrößen nicht nur kleiner, sie sind ganz gering. Das könnte man natürlich mit der Digitaldrucktechnik realisieren, aber die Farben sind üblicherweise noch nicht lebensmitteltauglich. Wenn Sie heutzutage keine migrationsarmen Farben verwenden, können Sie auch keine Lebensmittelverpackung drucken. Der Digitaldruck würde im Lebensmittelbereich noch nicht infrage kommen.“, erklärt Eduard Fischer von der Offsetdruckerei Schwarzach.

Zu teuer für Bauer

Wenn es aber nun darum geht, kleine Auflagen in einer gewöhnlichen Verpackungsdruckerei im Offsetverfahren zu drucken, dann hat der Landwirt ein sehr konkretes finanzielles Problem. „Sie brauchen schon Mindestauflagen von etwa 500 bis 1.000 Stück, und das ist dann auch das Ende der Fahnenstange. Kleinere Auflagen sind hier faktisch nicht realisierbar“, so Eduard Fischer. „Die konventionellen Druckmaschinen und auch die Stanzmaschinen werden sonst zu teuer. Für Verpackungen braucht es aber Stanzformen, ob nun für 100.000 Packungen oder nur für 500.“ Für teure Medikamente oder Kosmetika kann sich die Herstellung von Stanzformen für kleine Auflagen schon auszahlen, für die Wurstspezialität, den Käse aus der Region, Äpfel und Birnen eher nicht. Hausverstand hin oder her.

Kartonlobbyist Roland Rex hofft dennoch auf eine Überwindung solcher technologischer Widrigkeiten: „Ich bin überzeugt: die Regionalisierung ist eine Chance für die Karton- und Faltschachtelindustrie dar. In der Verbindung nachhaltiger Rohstoffe mit der Möglichkeit, kleine Auflagen kostengünstig herstellen zu können, liegt zusätzliches Potenzial, das es auszuschöpfen gilt. Produkt und Verpackung müssen zusammen passen“.

Ungewohnte Konkurrenz

Eduard Fischer immerhin ortet jedenfalls für die Konkurrenz eine Möglichkeit, sich mit der neuen Sehnsucht der Konsumenten nach Produkten aus ihrer Nachbarschaft auch ein neues Marktumfeld erschließen zu können: „Den kleinen Druckereien wurde eine ganze Zeit lang keine große Chance mehr prophezeit. Es kann aber schon sein, dass der eine oder andere, der sich auf Regionalisierung und auf Kleinstauflagen spezialisiert, wieder mehr Geschäft macht. Bei den größeren Verpackungsdruckern, und da zählen wir uns dazu, ist das dann doch ein schwieriges Thema“.

Anja Schlimbach

Printausgabe 2/2013

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