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24.07.2013 12:10

Blühende Geschäfte

Die kleine schwedische Druckerei Tryckfolket versorgt Floristen in ganz Europa mit Druckprodukten. Das könnte sie nicht, würde sie nicht konsequent den Gedanken vollständiger Automatisierung säen.

Tryckfolket in Malmö: hier werden Druckprodukte für Floristen in ganz Europa hergestellt. Schon 2009 wurde Tryckfolket übrigens zur besten Druckerei Schwedens gekürt. © Martin Schwarz

Emilstorpgatan, Volframgatan, Amiralsgatan, Trelleborgsvägen, Östersundbrücke. Gerade mal 42,9 Straßenkilometer sind es von der Druckerei Tryckfolket im schwedischen Malmö bis in die dänische Hauptstadt Kopenhagen. Für Patrick Andersson, den Chef des südschwedischen Druckhauses, mutet der Weg zum Nachbarn auf der anderen Seite des Östersunds zumindest kommerziell dennoch wie eine Marathondistanz an: „Mit den Dänen“, sagt der Schwede Andersson, „ist es nicht so leicht, ins Geschäft zu kommen.“

Doch mögen Mentalitätsunterschiede auch das Geschäft mit dem südlichen Nachbarn Dänemark auch bremsen: für Patrick Andersson und seine knapp 50 Mitarbeiter ist das kein Hamlet-Drama und Sein oder Nichtsein, das ist hier nicht die Frage.

Bisher liefert Andersson seine Druckprodukte vor allem in Südschweden aus, zuweilen bis Stockholm. Sein künftig vermutlich wichtigster Kunde aber sitzt in Malmö. Es ist der europaweit tätige Blumenversand Euroflorist, für den Tryckfolket seit Jahren produziert. „Bisher haben wir nur für das Headquarter von Euroflorist in Malmö gedruckt. Aber das ändert sich gerade“, sagt Andersson.

Südschwedische Premiere

Euroflorist hat in zwölf europäischen Ländern, darunter auch Österreich und Deutschland, tausende unabhängige Floristen unter Vertrag. Die brauchen für die im Geschäft mit kultivierter Flora üblichen saisonalen  Kampagnen entsprechendes Promotion-Material vom Flyer bis zum Rollup, wollen aber gleichzeitig ihr eigenes Branding bewahren. Eine schwierige Gemengelage für Andersson: „Die Auflagen der Druckprodukte sind sehr niedrig, der Bestellwert daher auch“, sagt er. Die zwingende Konsequenz: gewinnbringend zu produzieren und gleichzeitig preislich in floral verträglichem Rahmen zu bleiben, war Tryckfolket bisher unmöglich. Um das Gechäft mit den Floristen in ganz Europa zum Erblühen zu bringen, hat Tryckfolket gemeinsam mit Heidelberg daher ein Web to Print-System aufgesetzt, das die niedrigen Auflagen durch hohe Automatisierung vom Bestellvorgang bis zum Versand ausgleicht. Seit Mai ist der Prinect Web-to-Print Manager von Heidelberg nun bei Tryckfolket als erster Druckerei weltweit im Einsatz und vernetzt die Produktion bei Tryckfolket mit den Bestellungen der Floristen von London bis Nizza. Andersson rechnet, wenn das System erst einmal aufgesetzt ist, mit rund 10.000 Bestellungen pro Jahr durch die Floristen. Die können dann aus bestimmten Templates ihre Druckprodukte wählen und sie je nach Wunsch versionieren und anpassen. „Ohne ein Web to Print-System wäre das nicht zu machen gewesen“, sagt Andersson. Schöner Nebeneffekt der Installation für Euroflorist: der Konzern verdient als Wiederverkäufer an jeder Bestellung durch einen der assoziierten Floristen mit.

Wo die Kosten schlummern

Heidelberg jedenfalls setzt insbesondere ins Geschäft mit Web-to-Print-Technologien hohe Erwartungen: „In zwei, drei Jahren wird das Investment in solche Systeme doppelt so hoch sein wie in traditionelle Vorstufen-Technik.“, prophezeit Axel Zöller, Prinect-Produktmanager bei Heidelberg. Die Lockungen von Prinect für den Drucker ortet Zöller vor allem in der Transparenz der Produktionsdaten: „Die Verfügbarkeit der Produktionsdaten in Echtzeit ist einer der größten Vorteile. Das ist auch jener Bereich, der für die Druckereien die größten Kostenvorteile bringen kann: sie wissen immer ganz genau, wie sie ihre Produktion optimieren können.“

Einigermaßen hoffnungsfroh ist auch Druckereichef Andersson bei der Analyse des Web-to-Print-Potenzials: „Wir schätzen, dass wir durch diese Technologie im kommenden Jahr um 30 Prozent mehr Bestellungen bewältigen können, ohne mehr Personal einstellen zu müssen.“ Nachdem das Euroflorist-System rund läuft, soll das Geschäftsmodell Web-to-Print auch für andere Tryckfolket-Kunden geöffnet werden. Vielleicht auch für dänische. Denn im rundum automatisierten System spielen ja Mentalitätsunterschiede keine Rolle mehr. Nochmal Hamlet: „Was wir ersinnen, ist des Zufalls Spiel“. Auf eine Druckerei wie Tryckfolket trifft das nicht zu.

Martin Schwarz, Malmö

 

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